Von Antje Röckemann (24. März 2020)
„Für nichts wird so viel Werbung gemacht wie für Männer“, stellte Luise Pusch, eine Sprachwissenschaftlerin, schon vor vielen Jahren fest. Sie entwarf daraufhin einen Kalender, der jeden Tag an eine Frau erinnert. Diesen Kalender gibt es schon seit 1987 und jedes Jahr kommen weitere 365 „berühmte Frauen“ (so der Kalender-Titel) dazu. Viele Biografien lassen sich mittlerweile auf der Website www.fembio.org nachlesen.
Frauen sichtbar machen und Frauen zusammenbringen – darum geht es in ganz unterschiedlichen Initiativen.
Der Lila Salon in Gelsenkirchen erinnerte auf seine Weise an die Kulturleistungen von Frauen und erinnert damit an die Salonkultur des 18. Jahrhunderts, in der vor allem jüdische Frauen es schafften, Menschen zum Gespräch zusammenzubringen, die eigentlich in getrennten Sphären lebten: jüdische und christliche Menschen, Männer und Frauen, akademisch Gebildete und andere Berufsgruppen. Rahel Varnhagen und Henriette Herz sind nur zwei von vielen Berlinerinnen, die eine große Begabung für den Dialog hatten und diese Salonkultur pflegten. Sie sind Vorreiterinnen und Vorbilder für einen Dialog, der Unterschiede wertschätzt, der Vielfalt für einen Gewinn für die Gesellschaft hält.
Um Dialog ging es auch bei den Europäischen Frauensynoden. 1997 trafen sich weit über 1000 Frauen in Österreich zu einer ersten ökumenischen Synode. Nach dem Wechsel der politischen Systeme war diese Versammlung eine große Begegnung zwischen Ost und West. 2003, bei der zweiten Europäischen Frauensynode in Barcelona, kamen jüdische und muslimische Frauen dazu, über 700 Europäerinnen aus 26 Ländern arbeiteten an dem Thema „Zusammen Vielfalt leben“. Hier begegneten sich die ungarische reformierte Pfarrerin und die spanische Ordensfrau oder die orthodoxe Rumänin und die Wiener Jüdin.
In der Schlusserklärung der Zweiten Europäischen Frauensynode verpflichten sich die Teilnehmerinnen unter anderem, sich für ein wirtschaftlich gerechtes und nachhaltiges System in Europa einzusetzen. Sie fordern eine Einwanderungspolitik, die Migrantinnen bessere Lebensbedingungen garantiert. Sie wollen gewaltfreien Konfliktlösungen unterstützen. Die Rechte lesbischer Frauen und gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften sollen gestärkt werden. Aus ihren Religionen wollen sie das aufnehmen, was für sie hilfreich ist, und das verwerfen, was unterdrückend ist. Sie fordern, dass alle kirchlichen Ämter für Frauen geöffnet werden.
Synode bedeutet wörtlich: Miteinander auf dem Weg. Mit vielen verschiedenen Frauen. Darum geht es!
Das Bild ist von Wanda Korfanty und urheberrechtlich geschützt.
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